Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen
© Gaby Gerster / Diakonie Hessen

Frauen mit an den Verhandlungstisch!

Zum Weltfrauentag am 8. März setzt sich die Diakonie Hessen für mehr demokratische Repräsentanz in der Politik ein. Vorstandsvorsitzender Carsten Tag sagt: "Ein männerdominiertes Parlament ist nicht mehr zeitgemäß."

07.03.2025

Frauen stellen nur 32 Prozent der Bundestagsabgeordneten

Nach der letzten Bundestagswahl sind Frauen in der Politik zukünftig noch stärker unterrepräsentiert. Weniger als ein Drittel der Bundestagsmandate sind dieses Mal an Frauen gegangen. In Hessen sieht es nicht anders aus: Gerade mal 13 von insgesamt 45 Abgeordneten, die nach Berlin entsendet werden, sind weiblich. Auch im hessischen Landtag sind Frauen in der Unterzahl. Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, sagt dazu mit Blick auf den Weltfrauentag am 8. März: „Wo sind die Frauen in der Politik? Frauen stellen bekanntermaßen etwa die Hälfte der Bevölkerung, aber nur etwa 32 Prozent der Bundestagsabgeordneten. Der Bundestag repräsentiert damit nicht die tatsächliche Zusammensetzung der Gesellschaft. Durch das Erstarken rechtskonservativer Argumente erleben wir derzeit eine Rückkehr in traditionelle Geschlechterrollen. Das setzt sich auch auf institutioneller Ebene fort. Fehlen Frauen, Minderheiten oder Menschen ohne akademischen Abschluss am politischen Verhandlungstisch und in Gremien, entsteht ein strukturelles Demokratiedefizit. Die Gefahr ist groß, dass dann auch ihre Belange in den Hintergrund rücken.“

Männerdominiertes Parlament nicht mehr zeitgemäß

Dabei gibt es in Sachen Gleichstellung noch viel zu tun: Frauen sind noch immer vielfach benachteiligt. Sie leisten die meiste Care-Arbeit und stellen dafür häufig ihre Karriere zurück. Frauen sind eher prekär beschäftigt, verdienen für die gleiche Arbeit oft weniger Geld als Männer und bekommen im Alter weniger Rente. All dies führt dazu, dass Frauen ein höheres Armutsrisiko als Männer haben. Allein jede fünfte Frau ist von Altersarmut betroffen. Carsten Tag: „Frauen mussten sich ihre Rechte in der Politik über Jahrhunderte mühsam erkämpfen, doch der Weg ist noch nicht zu Ende. Nun ist es an den künftigen Regierungsparteien die Gleichstellung der Frauen nicht aus dem Blick zu verlieren. Wer Frauen schlechter stellt, schadet unserer Gesellschaft. Wir wollen keine Rolle rückwärts und appellieren daher an die Politik: Holen Sie Frauen mit an den Verhandlungstisch! Öffnen Sie sich für Diversität! Setzen Sie sich für Chancengerechtigkeit ein, zum Beispiel bei der Platzierung auf den Parteilisten für zukünftige Wahlen. Ein männerdominiertes Parlament mit einem so geringen Frauen-, Migrant*innen- und Arbeiter*innen-Anteil ist nicht mehr zeitgemäß.“

Diakonie Hessen unterstützt Gleichstellung

Gleichstellung ist bundesweit ein Thema in der Diakonie. Seit 2016 orientiert sich die Diakonie am Corporate Governance Kodex und strebt damit eine geschlechtergerechte Zusammensetzung von Gremien, Organen und Leitungsstellen an. 2019 hat die Diakonie Deutschland einen Gleichstellungsatlas auf Grundlage einer Abfrage auf Bundesebene veröffentlicht. Im Oktober 2022 folgte die Verbandsempfehlung zur Erreichung der Gleichstellung aller Geschlechter in diakonischen Einrichtungen. Diese enthält eine Reihe konkreter Vorschläge an Maßnahmen zur Umsetzung. Bis 2026 soll ein Mindestanteil von jeweils 40 Prozent Frauen und Männern umgesetzt sein.

Die Diakonie Hessen unterstützt seit 2021 ein eigenes Projekt zur Frauenförderung „f3 – frauen fördern führung“, das von dem Netzwerk „FiF – Frauen in Führung in der Diakonie Hessen“, einem Zusammenschluss aus Frauen in obersten Führungspositionen, auf den Weg gebracht wurde und begleitet wird. Der Wohlfahrtsverband bietet spezielle Fortbildungen an, um Frauen auf höhere Führungspositionen vorzubereiten. Zusammen mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat die Diakonie Hessen ein so genanntes „Cross Mentoring-Programm“ realisiert. Etablierte Führungskräfte begleiten und unterstützen Frauen auf ihrem Weg zu einer obersten Führungsposition. Mit dem Projekt „f³“ nimmt die Diakonie Hessen eine Vorreiterrolle ein, indem sie sich gezielt für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf den oberen Führungsebenen einsetzt.

Kontakt

Julia Maas

Referentin Führungskräfteentwicklung Schwerpunkt Frauenförderung

julia.maas@diakonie-hessen.de 069 79476387

Dr. Melanie Hartmann

Leitung Existenzsicherung, Armutspolitik, Gemeinwesen

melanie.hartmann@diakonie-hessen.de 069 79476272

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