ANgeDACHT

aufgeschlagene Bilder auf einem Tisch

In der Diakonie Hessen setzen wir uns ständig mit aktuellen, sozialen Themen und ihren diakonischen Aspekten auseinander. Diese Gedanken finden auch Eingang in theologischen Impulsen und Andachten, von denen wir hier eine Auswahl vorstellen.

Andacht

Öfter mal Pausen gönnen

Andacht von der Sommerpause und Pausen zwischendurch

von Nathalie Bonnet, Referentin für Suchtfragen bei der Diakonie Hessen 

Der September hat begonnen und der Sommer neigt sich langsam dem Ende entgegen. Die Straßen sind morgens wieder voller, die Kinder gehen wieder zur Schule oder in den Kindergarten, die Freibadsaison ist bald zu Ende und erste Blätter liegen auf den Straßen. Viele von uns blicken dem Ende es Sommers etwas betrübt entgegen – vorbei die Zeit, in der es 16 Stunden am Tag hell ist, die Menschen auf Wiesen, Promenaden und in Eiscafés zusammensitzen, die Kinder unbeschwert auf Spielplätzen umhertollen und vor allem vorbei die Zeit der großen Sommerpause. Denn der Sommer bedeutet für die meisten von uns auch – Pause. Die Kinder haben Ferien und die Erwachsenen, nehmen sich Urlaub – mindestens zwei Wochen sagen die meisten, 3 Wochen oder mehr sagen andere, sonst kann man sich gar nicht richtig erholen.

Auch in der Bibel finden wir Stellen, in denen es um Pausen geht. Jesus zum Beispiel sagt im sechsten Kapitel des Markusevangeliums zu seinen Jüngern: "Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!" Genauso machen wir es im Sommer. Wir nutzen unseren Sommerurlaub und fahren an andere Orte, um eine Pause einzulegen, um uns zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Diese Urlaube sind nicht nur eine Zeit der körperlichen Erholung, sondern auch eine Gelegenheit, geistlich aufzutanken. Der Sommerurlaub bietet daher eine gute Gelegenheit, innezuhalten, das erste halbe Jahr zu reflektieren und intensive Zeit mit seiner Familie oder Freunden zu verbringen.

Aber reicht diese Sommerpause? Reichen zwei, drei Wochen, um seine Akkus wieder aufzuladen? Zu erholen, zu regenerieren, den Kopf freizubekommen, über sein Leben zu reflektieren und vielleicht neue Schritte zu planen? Denn sind wir ehrlich – wie oft hören wir Aussagen wie „Eine Woche auf der Arbeit und die ganze Erholung aus dem Urlaub ist schon wieder weg“ und können sie sehr gut nachempfinden, weil es uns oft genauso geht. Und vielleicht geht es Ihnen wie mir und auch Sie staunen insgeheim, wenn Ihnen jemand genau das Gegenteil sagt und erzählt, dass der Urlaub sooo entspannend war und man nun erstmal für Wochen tiefenentspannt bleiben wird. Das ist schon fast eine Kunst, die die meisten von uns gerne beherrschen würden.

Ich habe diesen Sommer für mich erkannt, dass die Art wie ich früher Sommerurlaub gemacht habe, heute nicht mehr passt. Ich habe es geliebt in meiner freien Zeit mehrere Ort zu besuchen und möglichst viel zu erleben. Und habe nun erkannt, dass diese Vielfalt schon fast in eine Art „Freizeitstress“ ausartete, die nicht so erholsam war wie theoretisch gedacht. Daher ist es also wichtig, dass wir uns und die Menschen, mit denen wir Urlaub machen, gut kennen und den Urlaub so verbringen, dass sich alle ausruhen können und die Erholung bekommen, die sie brauchen.

Etwas Anderes ist aber meiner Meinung nach noch wichtiger als eine erholsame Sommerpause:

Es sind die kleinen Pausen zwischendurch. Und auch hier finden wir in der Bibel eine noch eindrücklichere Stelle – die Schöpfungsgeschichte. Ein Auszug: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn;...” (Genesis 2:2-3)

Gott selbst ist uns hier ein Vorbild, indem er nach sechs Tagen der Schöpfung am siebten Tag ruhte. Dieser Tag wurde gesegnet und geheiligt, was uns zeigt, wie wichtig Ruhe in Gottes Augen ist.

Im jüdischen Glauben kennen wir diesen Ruhetag als Schabbat, an welchem die Gemeinde von Freitagabend bei Sonnenuntergang bis Samstagabend bis zum Einbruch der Dunkelheit weder kocht, noch Auto fährt oder elektrische Geräte benutzt, sondern Zeit mit der Familie verbringt.

Ich glaube, uns Christen ist der Geist des heiligen Ruhetages, der unser Sonntag ist, ein wenig verloren gegangen. In der heutigen Zeit, in welcher sich alles immer schneller dreht, wir immer flexibler sein und Leistung bringen müssen, immer mehr Informationen bekommen, unser gesellschaftliches Leben immer komplexer wird und wir uns tagtäglich unzählige Gedanken über uns, unsere Familie, unsere Arbeit und das Weltgeschehen machen – besonders in dieser Zeit ist es umso wichtiger, dass wir eine Pause machen und uns ausruhen. Dass wir den inneren Zug anhalten. Dass wir den Haushalt, Haushalt sein lassen, vielleicht das Handy zur Seite legen und unbedingt alle Dienstgeräte ausschalten. Dass wir durchatmen, uns Ruhe gönnen und die Welt dort draußen für einen Tag in der Woche von unserer kleinen Bubble fernhalten.

Und nicht nur der Sonntag sollte uns heilig sein, sondern auch die kleinen Zeitfenster im Laufe der Woche. Vielleicht dient diese Andacht uns allen als Impuls, sich ein größeres oder zwei kleinere Zeitfenster am Tag zu blocken, die Ihnen wieder heilig werden. Die halbe Stunde Ruhe am Morgen, wenn die Familie noch schläft, die Mittagspause, die konsequent in Outlook geblockt wird oder die Zeit am Abend, in der Sie ganz für sich sind und ein Buch lesen.

In diesem Sinne: Gönnen Sie sich Pausen, gönnen Sie sich regelmäßig Ruhe. Wir alle können dieses Leben nur dann gut meistern und unsere Arbeit nur dann gut machen, wenn wir in unserer Kraft sind. Amen!

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